Aus der Wissenschaft ist ein Verfahren zur Qualitätssicherung bekannt, das unter dem Namen “Peer Review” dafür sorgt, dass in wissenschaftlichen Journalen möglichst nur qualitativ hochwertige Artikel erscheinen. Auch wenn dieses Verfahren nicht ohne Schwächen ist, kann man in IT-Projekten einiges aus der Methode der Wissenschaftler lernen.
Peer Review, die Qualitätskontrolle durch Kollegen, durch Fachleute, die den gleichen Job machen wie der Autor selbst, ist mehr als dass einer zum anderen sagt: “Hey, schau dir doch mal an, was ich da gemacht habe und sag mir mal, ob dir irgendwelche Fehler auffallen”. Peer Review ist ein organisierter und weitgehend formalisierter Prozess, und nur als solch ein Prozess ist er eine Methode zur Qualitätssicherung im Projekt.
Peer Review kann für die Qualitätsprüfung aller Lieferbestandteile eines Projektes eingesetzt werden, seien es Anforderungsdokumente, Spezifikationen, Projektpläne, Software-Module oder Handbücher. Besonders effizient ist es allerdings bei Anforderungsdokumenten und Spezifikationen, deren Qualität nicht wie bei Software im Black-Box.Verfahren getestet werden kann und bei denen (im Gegensatz zu Projektplänen und Handbüchern) meist eine ausreichende Zahl von Peers, also von Kollegen, die ebenfalls Dokumente dieses Typs schreiben, zur Verfügung stehen.
Ähnlich wie beim wissenschaftlichen Peer Review sollte sich auch im IT-Projekt der Autor nicht selbst seine Peers zur Kontrolle aussuchen, dazu wird die Rolle des Editors eingeführt. Der Editor wählt für jedes Dokument wenigstens zwei Peers aus, die dieses begutachten. Die Gutachter geben ihre strukturierten und formalisierten Gutachten (dafür gibt es entsprechende Templates) zum vereinbarten Termin an den Editor, möglicherweise mit einem Vorschlag zum weiteren Verfahren. Der Editor entscheidet dann, ob das Dokument freigegeben wird oder ob es nach Überarbeitung entweder direkt freigegeben werden kann oder erneut durch den Review muss.
Wie das Peer Review genau durchgeführt wird, hängt von einer reihe von Projektparametern ab, danach ist auch zu entscheiden, ob gemeinsame Sitzungen der Peers mit dem Autoren durchgeführt werden, was Vor- aber auch Nachteile hat. Wirklich effizient wird der Peer Review erst durch die Anpassung des Verfahrens an die konkrete Projektsituation.
Peer Review im Softwareprozess ist eine zeitsparende Methode zur Qualitätssicherung, die gleichzeitig das Projektwissen gut verteilt.