Zunächst muss Klarheit darüber bestehen, was gemeint ist wenn wir von Anforderungen sprechen. Die Abgrenzung zu Begriffen wie “Problem”, “Lösungsvorschlag”, “Funktionalität” ist dabei genauso wichtig wie die Frage, welche Anforderungsarten und -ebenen es gibt.
Anforderungen sind die Erwartungen von Menschen an ein System, mit dessen Hilfe sie ihre Arbeit erledigen wollen.
Wie kommt es zu Anforderungen?
Vor der Anforderung steht immer ein Problem. Menschen haben ein Ziel, können dieses mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln aber nicht erreichen. Sie suchen nach einem Werkzeug, mit welchem sie das Ziel erreichen können. An dieses Werkzeug stellen sie die Anforderung, dass mit seiner Hilfe das Ziel erreichbar sein möge.
Wir sehen an dieser Überlegung bereits einen ganz wesentlichen Aspekt der Anforderungsanalyse, welcher uns immer begleiten wird: In ihrem Zentrum steht nicht die Lösung, nicht die Frage, wie das Ziel letztlich tatsächlich erreicht wird, sondern das Verstehen des Problems und damit des Zieles!
Anforderungsanalyse ist primär nicht die Suche nach Löungen sondern die Dokumentation von Problemen und Zielen auf eine Weise, dass daraus Lösungen abgeleitet werden können. Das ist deshalb besonders wichtig, weil in der Anforderungsanalyse häufig viel zu früh über mögliche Lösungen gesprochen wird, ohne dass das Ziel bereits hinreichend klar spezifiziert ist. Wenn die Beteiligten aber keine klare und gemeinsame Vorstellung von den Zielen haben, können sie auch keine wirkliche Übereinstimmung darin haben, ob eine angestrebte Lösung tatsächlich zielführend ist, ja, sie werden von der “Lösung” die sie gemeinsam beschreiben, oft ganz unterschiedliche Vorstellungen haben, da jeder seine Zielvorstellungen in die “Lösung” hineininterpretiert.