Es gibt drei Modellarten, mit denen der prozessahafte Charakter eines Geschäftsvorfalles dargestellt werden kann. Idealerweise werden in der Anforderungsanalyse alle drei Typen eingesetzt. Das ist deshalb sinnvoll, weil der Übergang von einem Modell zum anderen einem Perspektivwechsel bei der Betrachtung eines Gegenstandes vergleichbar ist. Bei jedem Wechsel des Betrachtungsstandpunktes kommen neue Aspekte in den Blick, bereits bekannte werden in neuem Zusammenhang gesehen.
Das Aktivitätsdiagramm
Das Aktivitätsdiagramm ist ein Verhaltensdiagramm. Es zeigt eine bestimmte Sicht auf die dynamischen Aspekte des modellierten Systems. Ein Aktivitätsdiagramm ist eine graphische Darstellung eines Netzes von elementaren Aktionen, die mit Kontroll- und Datenflüssen verbunden sind.
Mit einem Aktivitätsdiagramm wird häufig der Ablauf eines Anwendungsfalls beschrieben, es eignet sich aber zur Modellierung aller Aktivitäten innerhalb eines Systems. Im Aktivitätsdiagramm wird der Ablauf des Anwendungsfalles in einzelne Schritte zerlegt, die Zusammenhänge zwischen diesen Einzelschritten werden durch Pfeile dargestellt, Alternative Abläufe können auf einfache Weise visualisiert werden.
Das Sequenzdiagramm
Ein Sequenzdiagramm ist eine graphische Darstellung einer Interaktion und spezifiziert den Austausch von Nachrichten zwischen Ausprägungen, die im Diagramm als Lebenslinien dargestellt sind.
Ein Sequenzdiagramm wird in der Anforderungsanalyse verwendet, um die Kommunikation zwischen verschiedenen Akteuren innerhalb von Geschäftsprozessen zu visualisieren und zu dokumentieren. Jede Aktion in einem Sequenzdiagramm (in der Abbildung das Einschalten und das Ausschalten) entspricht entweder einem kompletten Anwendungsfall oder einem Prozessschritt innerhalb eines Anwendungsfalls.
So bietet das Sequenzdiagramm quasi eine weitere Betrachtungsdimension in der Analyse von Geschäftsprozessen. Durch den Wechsel der Blickrichtung, die beim Übergang von den Aktivitätsdiagrammen zu Sequenzdiagrammen erfolgt, kommen Aspekte in den Fokus des Analysten, die vorher möglicherweise Übersehen wurden.
Gleichzeitig tauchen mit den Akteuren, die als Objekte in den Sequenzdiagrammen erstmals auftauchen, eine ganz neue Betrachtungseinheit auf, die die Analyse deutlich stabiler macht. Darauf wird im Kapitel 4 genauer eingegangen.
Das Zustandsdiagramm
Jede Aktivität ändert den Status eines Objektes, das wird schon bei genauerer Betrachtung der Sequenzdiagramme deutlich. Ein Zustandsdiagramm zeigt eine Folge von Zuständen, die ein Objekt im Laufe seines Lebens einnehmen kann, und gibt an, aufgrund welcher Stimuli (Ereignisse) Zustandsänderungen stattfinden. Damit beschreibt ein Zustandsdiagramm eine hypothetische Maschine (endlicher Automat), die sich zu jedem Zeitpunkt in einer Menge endlicher Zustände befindet.
Die Zustände in einem Zustandsdiagramm werden durch Rechtecke mit abgerundeten Ecken (in anderen Diagrammformen außerhalb von UML häufig auch Kreise, Ellipsen oder einfache Rechtecke) dargestellt. Die möglichen Zustandsübergänge werden durch Pfeile zwischen den Zuständen symbolisiert. Die Pfeile sind mit den Ereignissen beschriftet, die zu dem jeweiligen Zustandsübergang führen können.