Gerade hörte ich es wieder in einem Projekt: “Es wäre sicher gut, wenn wir alle Anforderungen so weit spezifizieren würden, dass keine Fragen mehr offen sind. Leider fehlt uns dazu die Zeit.”
Dieser Gedanke führt immer wieder dazu, dass am Schluss Überhaupt keine vernünftige Anforderungsspezifikation entsteht. Aber er ist auch deshalb falsch, weil es nicht darauf ankommt, Anforderungen so weit wie möglich, sondern so weit wie nötig zu beschreiben.
Die Kosteneinsparung für nachträgliche Fehlerbehebung ist dem Aufwand für die Spezifikation umgekehrt proportional, während der Mehraufwand für immer genauere Spezifikationen natürlich linear mit dem Umfang der Spezifikation wächst. Optimal ist, die Summe aus den Kosten für die Spezifikation und denen für die nachträgliche Fehlerbehebung zu minimieren. Dieses Minimum liegt natürlich nicht da, wo der maximale Aufwand für die Anforderungsbeschreibung getrieben wird. Wichtig ist jedoch, dass man sich – abhängig vom Umfang und von der Komplexität der Lösung sowie vom Vorwissen und der Verfügbarkeit aller Beteiligten, mit der Frage beschäftigt, wo das Optimum des Umfangs der Spezifikation liegt. Dann ist für den Projekterfolg schon viel getan.