Zuerst ist es mit Softwareprojekten oft so wie mit dem Hausbau: Es gibt eine Leistungsbeschreibung, auf deren Basis ein oder mehrere Anbieter Festpreisangebote abgeben. An denen merkt der Auftraggeber vor allem, dass die Sache teurer wird, als geplant.
An dieser Stelle fangen die Unterschiede an: Während beim Haus Abstriche an den Anforderungen gemacht werden, auf teure Materialien verzichtet wird, alles etwas kleiner dimensioniert wird oder verzichtbare Teile ganz gestrichen werden, wird beim Softwareprojekt erst einmal verhandelt. Verzichtbar ist nichts, trotzdem muss der Preis runter. Zugegeben, das ist etwas holzschnittartig übertrieben, liegt aber nicht völlig neben den Realitäten.
Ein entscheidender Unterschied zwischen dem Hausbau und dem Softwareprojekt sieht man schon, wenn man die Angebote betrachtet: Während das Angebot des Bauunternehmens den Preis für jede Position einzeln ausweist und viele Alternativpositionen enthält, sodass die Möglichkeit von Verzicht und Einsparungen schnell sichtbar sind, enthalten Angebote für Software-Individual-Projekte selten Einzelpreise, und noch seltener Varianten für verschiedene Umsetzungsalternativen.
Aber es geht auch anders: Tatsächlich kann durch die richtige Anforderungszerlegung und -priorisierung auch im Softwareprojekt Flexibilität für die Anforderungserfüllung geschaffen werden. Manche Anforderungen sind zwingend umzusetzen, andere sind verzichtbar oder können skaliert werden. Fast immer gibt es Umsetzungsalternativen, die unterschiedliche Kosten nach sich ziehen.
So wird ein wirkliches Design-2-Budget möglich, bei denen am Ende beide Seiten zufrieden sind. Wenn Sie Details zu diesem Konzept wissen wollen, nehmen Sie Kontakt mit uns auf.
Hallo Herr Friedrich, vielen Dank für diesen Beitrag.
Als Auftraggeber, der mehrmals im Jahr Software-Projekte in Auftrag gibt, kann ich bestätigen, dass in den meisten Angeboten weder eine Anforderungszerlegung noch Umsetzungsalternativen zu finden sind. Das wäre schon sehr innovativ und würde definitiv bei der Anforderungserfüllung helfen.
Ihr Vergleich von Software-Projekten mit dem Hausbau ist dagegen eher alte Schule, oder? Spätestens seit dem Essay “Die Kathedrale und der Basar” von Eric S. Raymond ist bekannt, dass Software eigentlich nie “fertig” sein kann. Software-Entwicklung ist deshalb weniger ein produzierenes Industrie-Gewerbe, als eher eine Dienstleistung.
Im Sinne einer langfristigen Zusammenarbeit zwischen Software-Schmiede und Auftraggeber kann es also eine gute Idee sein, beim Auftraggeber das Wissen über Lean Management, agiler Software-Entwicklung und Endnutzer-orientierter, kontinuierlicher Verbesserungsprozesse zu stärken. Damit verbessert man nicht nur die Zusammenarbeit, sondern auch den Erfolg der produzierten Software. Langfristig bietet dieses Vorgehen wohl die meisten Vorteile für alle drei Seiten (Entwickler, Auftraggeber, Endnutzer).
Bei den Umsetzungsalternativen sollte man also immer eine agile Umsetzung mit anbieten und entsprechend dafür die Anforderungen zerlegen und priorisieren.