Die Funkloch-App: Natürlich hat Andreas Scheuer recht

Vor ein paar Tagen meldete sich der neue Bundesverkehrsminister Scheuer zu Wort mit der Ankündigung, eine Smartphone-App entwickeln lassen zu wollen, mit der man Funklöcher in den Mobilnetzen melden kann. Sogleich zog er den Spott der Netzgemeinde auf sich. Auf Twitter und Facebook machten sich viele Nutzer darüber lustig, wie es wohl möglich sein sollte, aus einem Funkloch heraus Daten an irgendwen zu senden.

Sie zeigen nur ihre eigene Ahnungslosigkeit

Die Kommentatoren in den sozialen Netzen zeigten damit natürlich nur ihre eigene Ahnungslosigkeit in Fragen der Technik, die sie täglich benutzen. Denn natürlich kann man eine App auch benutzen, wenn man gerade keine Netzverbindung hat. Facebook hat sogar eine Weile lang die Nutzer ausdrücklich darauf hingewiesen: Du kannst auch posten, wenn du offline bist. Und die geografische Lokalisierung via GPS ist natürlich auch sehr genau möglich, egal, ob man Netzempfang hat, oder nicht. Jeder, der Google Maps zur Navigation nutzt, weiß das.

Das ist gerade der Vorteil der App: Sie lässt sich starten und benutzen auch wenn keine Verbindung zu irgendeinem Server im Netz besteht. Bei INDAL haben wir z.B. eine App zur Erfassung von Arbeitszeiten entwickelt, die sich bei vorhandener Serververbindung mit der Projektdatenbank synchronisiert – Aber das Erfassen von Zeiten zu Projekten ist natürlich auch „im Funkloch“ möglich.

Auch HTML 5 bietet inzwischen die Möglichkeit, auf Webseiten Daten zu erfassen, wenn gar keine Internetverbindung besteht, und diese erst später an den Server zu senden. So entstehen so genannte WebApps. Gegenüber einer App hat die WebApp den Vorteil, dass man nicht für jedes Smartphone-Betriebssystem eine eigene Lösung entwickeln muss – allerdings haben sie auch Nachteile, doch das ist eine andere Geschichte.

Was könnte eine Funkloch-App leisten?

Zurück zur Funkloch-App. Wenn man die Lästermäuler in den sozialen Medien auf ihren Irrtum hingewiesen hat, war das natürlich niemals ein Grund für sie, einen Fehler einzugestehen. Getreu dem Motto: der Politiker, zumal, wenn er von der CSU ist, hat eh keine Ahnung vom Internet, wurde fröhlich weiter gelästert. Ein Argument war, dass die bloße Tatsache, dass da ein Funkloch ist, noch nichts über die gesamte Netzqualität sagt. Das ist völlig richtig, aber wer sagt denn, dass eine Funkloch-App nur Schwarz und Weiß kennt. Im Prinzip könnte die App jederzeit die Netzqualität ermitteln und melden, eigentlich sogar im Hintergrund, ohne Zutun des Nutzers – wenn dieser das will. Vermutlich haben Google und Apple ohnehin die genauesten Netzqualitätsdaten der Welt – aber sie werden ihr Wissen nicht mit uns teilen.

Die App kann also jederzeit die Netzqualität am aktuellen Standort messen, und diese Daten mit dem Standort an einen Server senden. Dazu natürlich Datum und Uhrzeit, sodass Tagesschwankungen in der Qualität festgestellt werden könnten. Die Messung Interaktion mit dem Server könnte automatisch (z.B. beim Erreichen bestimmter Schwellwerte) oder manuell ausgelöst werden. Der Nutzer könnte womöglich die Daten vor dem Senden selbst ansehen und gegebenenfalls Daten löschen, die er nicht weitergeben möchte…

Anbietervergleich: Ein echter Mehrwert für die Nutzer

Außerdem sollte die App die Nutzer natürlich auch direkt über die Ergebnisse informieren, sodass diese auch über den Stand der Netzqualität der verschiedenen Anbieter Bescheid wüssten. Das wäre ein echter Mehrwert für die Benutzer.

Und damit zum zweiten „Argument“ der Scheuer-Kritiker: Die Daten lägen doch längst vor, die Anbieter wüssten doch genau Bescheid über die Netzqualität. Ein erstaunliches Argument, denn seit wann glauben wir naiv den Daten der Anbieter zu ihrem eigenen Produkt, wenn wir sie nicht prüfen können? Selbst wenn es also so wäre: Ist es nicht gut, unabhängig von den Herstellern Daten zu erheben und mit den Herstellerangaben abzugleichen?

Spott ist die völlig falsche Reaktion

Statt also spöttisch über den Minister zu lästern, sollte man fragen: Was kann so eine App wirklich leisten? Was kann sie denen bringen, die sie auf ihrem Smartphone installieren? Und mit diesen Vorschlägen, und auch mit Bedenken, kann man in die politische Diskussion eingreifen. Dann kommt am Ende sogar was Gutes dabei heraus.