Externe Berater im Verteidigungsministerium

200 Millionen Euro hat das Verteidigungsministerium in zwei Jahren für externe Berater ausgegeben, die Bundesregierung insgesamt etwa 700 Millionen. Das hört sich gewaltig an und nach Verschwendung, ist es aber möglicherweise gar nicht.

Wenn von „Beratern“ die Rede ist, wenn zudem auch noch die Namen großer und teurer Beratungsunternehmen genannt werden, dann haben viele Menschen schnell die Vorstellung, dass da Herren in blauen Anzügen mit wichtigen Blicken Excel-Sheets präsentieren und womöglich andere Leute von der Arbeit abhalten, indem sie Plattheiten verkünden, die jeder schon weiß. Ein bekannter Witz über Unternehmensberater illustriert diese Vorstellung sehr schön und sicher nicht zu Unrecht.[1]

Beraterleistungen sind aber zum großen Teil etwas ganz anderes. Immer, wenn eine Behörde oder ein großes Unternehmen für ein Projekt auf begrenzte Zeit zusätzliches Know How benötigt, werden externe Berater engagiert, die oft von Unternehmen, die diese Experten haben, bereitgestellt werden.

Beispiel Softwareprojekt

Im Bereich von Softwareprojekten können das z.B. Anforderungsanalysten, Systemarchitekten, Softwareentwickler, Tester, Datenbankexperten, Adminsistratoren, Projektleiter und Projektassistenten sein.

Gehen wir mal davon aus, dass die Beratungsunternehmen etwa die gleichen Stundensätze verlangen wie INDAL, vielleicht auch etwas höher. Rechnen wir der Einfachheit halber mit 1.000 € / Tag, bedenkend, dass die Mehrwertsteuer inkludiert ist. Sagen wir, dass ein Berater im Jahr 225 Tage arbeitet, macht in 2 Jahren 450 Tage. Dann ergibt das 444 Berater, die im Verteidigungsministerium tätig sind. Das kann bei einer Behörde mit knapp 3.000 Mitarbeitern, die eine Bundeswehr mit 180.000 Soldaten zu führen hat, durchaus angemessen sein.

Die Praxis, für Projekte das Spezial-Know-How extern zu beziehen, ist bei der Komplexität der benötigten Expertise, die nach Ablauf des Projekts im gleichen Umfang nicht mehr gebraucht wird, durchaus effektiv. Dass ein Berater dann „mehr kostet“ als ein interner Mitarbeiter, ist einerseits verständlich, denn er muss das Know-How ja zuvor erworben haben, andererseits bezahlt man ihn eben nur während der Projektlaufzeit. Hinzu kommt, dass Expertise schnell veraltet. Über externe Berater kann man sich immer das aktuelle, gerade benötigte Wissen einkaufen.

Politische Notwendigkeiten

Natürlich stürzt sich die Opposition im Bundestag gern auf solche Zahlen von mehreren 100 Mio. Euro, die das alltägliche Vorstellungsvermögen übersteigen. Und da die Medien bereits eifrig berichtet hatten, muss es für eine Parlamentsopposition selbstverständlich sein, darauf einzusteigen und einen Untersuchungsausschuss einzurichten. Es kann aber gut sein, dass dieser Ausschuss vielleicht ein paar Ungereimtheiten oder Fehler in der Auftrags-Vergabepraxis feststellt, im Übrigen aber nichts gegen den Umfang der Beratungsleistungen einzuwenden hat.

Und hier der Witz:

[1] Ein Schäfer steht auf einer Weide mit seiner Herde. Plötzlich fährt ein riesiger SUV vor, ein junger Mann springt heraus, blauer Anzug, italienische Schuhe, Krawatte, sorgsam frisiertes Haar. Er sagt zum Schäfer: „Wenn ich Ihnen genau sagen kann, wie viele Schafe Sie haben, geben Sie mir dann ein Schaf?“ Der Schäfer sagt, etwas amüsiert: „OK“. Der junge Mann klappt sein Notebook auf, verbindet sich mit dem Internet, scannt per GPS die Gegend, öffnet 30 Excel-Sheets und verkündet schließlich: „Es sind exakt 2.365 Tiere“. Der Schäfer grinst und sagt: „Stimmt.“ Der junge Mann greift sich ein Tier, stopft es ins Auto und will abfahren. „Halt halt,“ ruft der Schäfer, „wenn ich Ihnen sage, was Sie von Beruf sind, bekomme ich das Tier dann zurück?“ Der junge Mann lächelt und willigt ein. Der Schäfer sagt: „Sie sind Unternehmensberater“. Der junge Mann ist erstaunt: „Woher wissen Sie das?“ Darauf der Schäfer: „Sie kommen hier her, ohne dass Sie jemand gerufen hat, erzählen mir Dinge, die ich längst weiß und haben keine Ahnung davon, was ich mache. Und nun geben Sie mir meinen Hund zurück.“