Neue Erwartungen zur Softwarepflege

Vor dem Siegeszug der Online-Portale war es selbstverständlich: Eine Software wurde auf dem eigenen PC installiert und blieb dann unverändert, bis der Hersteller ein Update ankündigte und der Benutzer sich entschied, dieses zu installieren. Daran orientierte sich auch die Welt der Individual- und Branchenlösungen, und dort ist es im Wesentlichen bis heute so.

Aber die Dinge ändern sich gegenwärtig. Dass sich die Erwartungen der Benutzer von Individualsoftware auch an Standardlösungen orientieren, wenn es um intuitive Bedienbarkeit und die Benutzerführung geht, war vor einigen Wochen schon einmal Gegenstand eines Blogartikels. Gegenwärtig gibt es darüber hinaus Anzeichen, dass sich auch die Erwartungshaltungen zur Softwarepflege ändern werden.

Wer ein Einkaufs-Portal benutzt, ist nicht überrascht, wenn sich eines Tages das Design ein wenig ändert, wenn neue Features auftauchen, bisher komplizierte Abläufe vereinfacht werden. Auch, wer eine App auf seinem Smartphone oder seinem Tablet installiert, erwartet, dass sie im Laufe der Zeit durch (automatische) Updates neue Funktionen erhält, dass ihr Design in unmerklichen, kleinen Schritten modernisiert wird, dass Ungereimtheiten oder Umständlichkeiten „von selbst“ verschwinden.

In Kundengesprächen deutet sich in den letzten Monaten an, dass diese Erwartung sich auch auf kommerzielle Branchen- und Individualsoftware ausdehnt. Hier war das aber bisher nicht selbstverständlich: Der Kunde kauft eine bestimmte Version und die – möglicherweise vereinbarte – Wartung erstreckt sich zumeist nur auf Fehlerbehebung oder das UpGrade auf neue Versionen des Betriebssystems oder der Datenbank – wenn überhaupt. Wünscht der Kunde ein „Facelifting“ oder eine Anpassung der Benutzerführung an veränderte Erwartungen, dann wird die Lieferung eines neues Releases vereinbart.

Ist eine Veränderung dieses Vorgehensmodells überhaupt möglich? Können mehr oder weniger permanente Aktualisierungen einschließlich Modernisierungsmaßnahmen und Verbesserungen in der Benutzerfreundlichkeit z.B. im Rahmen der Wartung vertraglich vereinbart werden? Lässt sich so etwas sinnvoll kalkulieren, sodass es für beide Seiten sinnvoll ist?

Diese Fragen lassen sich nicht ganz einfach beantworten, und sie hängen von den konkreten Umständen und der Art und Struktur der jeweiligen Lösungen ab. Aber wir Softwarelieferanten müssen darüber nachdenken und uns selbst um Lösungen kümmern, die den Erwartungen der Benutzer entgegenkommen. Denn daran, dass die Nutzer unserer individuellen Lösungen ihre Erfahrungen mit Portalen und Apps in den Büroalltag mitbringen, kommen wir nicht vorbei.